Dienstag, 23. April 2013

Auftrag und 'planning and direction'

Im englischen Sprachraum wird die erste Phase des Intelligence Kreislaufes häufig als 'planning and direction' bezeichnet. Damit wird die Phase, die ich als 'Auftrag' bezeichne, unterschlagen. Der Auftrag steht aber zwangsläufig am Anfang einer jeglichen Tätigkeit eines Nachrichtendienstes - schliesslich muss jemand eine Anweisung geben, da die Dienste von sich aus nur selten aktiv werden dürfen. Damit soll verhindert werden, dass diese ein Eigenleben entwickeln.

Mit 'planning and direction' beginnt nach Erhalt des Auftrages die eigentliche Arbeit: der Auftrag wird in Unteraufträge aufgeteilt, eine Planung erstellt und verschieden Arbeitsschritte an Abteilungen und Analysten zugeordnet. Eigentlich geht es hier um Allokation der Ressourcen: wer macht was mit welchen Mitteln unter Aufwendung welcher Fähigkeiten in welchem Zeitrahmen.

Nachrichtendienstler sind nicht immer mit dieser Beschreibung einverstanden, da in kleinen Diensten die Planung und Ressourcenallokation kein eigenständiger Schritt im Prozess ist. Tatsächlich ist dieser Schritt sowohl bei der Leitung eines Dienstes, eines Teams oder einer Abteilung wichtig,  genauso wie bei einer individuellen Arbeit. Es ist ein Problem in der Organisation vieler Dienste, dass kein standardisiertes Verfahren für die Ressourcenallokation, auch auf individueller Ebene, besteht. Als Grund wird häufig paradoxerweise der Zeitdruck angeführt, der eine Planung unmöglich macht. Natürlich kann jeder die Argumentation nachvollziehen, der selber in der Uni eine Hausarbeit geschrieben hat: Planung klingt gut in der Theorie, wird aber nur selten gemacht. 

Hausarbeiten sind zwar eine wichtige Sache, aber ein Nachrichtendienst ist für die Sicherheit der Bürger zuständig. Daher sollte ein Prozess für Ressourcenallokation auf allen Ebenen, auch auf individueller Ebene, in jedem Nachrichtendienst Standard sein. 

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